Buch zur Geschichte der jüdischen Einwohner in der Gemeinde Grafschaft ab sofort erhältlich


GRAFSCHAFT. „Geschichte der jüdischen Einwohner in der Gemeinde Grafschaft“ lautet der Titel des Buches von Ottmar Prothmann, das aktuell erschienen und ab sofort im Grafschafter Rathaus erhältlich ist. Das vorliegende Werk des Grafschafter Heimatforschers ist das Resultat einer jahrzehntelangen Materialsammlung und Beschäftigung mit der Geschichte der Juden in der Grafschaft.

Auf 335 Seiten werden die Schicksale und Lebensverhältnisse der jüdischen Einwohner in verschiedenen Dörfern der Grafschaft beschrieben und bebildert. „Muss das immer wieder aufgewärmt werden?“, war eine oft gestellte Frage, die Prothmann im Laufe seiner intensiven Recherchen zu hören bekam. Das Buch ist ein klares Statement des Autors, „das Schicksal der jüdischen Bevölkerung der Vergessenheit zu entreißen, denn lange Zeit wussten manche Bürger der Gemeinde gar nicht mehr, dass hier Juden gelebt haben.“ Zugleich soll mit der Veröffentlichung dieses Teils der Gemeinde-Geschichte „auch ein Zeichen gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit gesetzt werden, denn die aktuellen Ereignisse in Deutschland um Neonazis und Ausschreitungen gegen zugezogene Ausländer zeigen, wie aktuell diese Probleme sind“, erläutert Prothmann.

Die Geschichte der Juden wird im Buch durch die Jahrhunderte hinweg aufbereitet. Die älteste Erwähnung fand sich von 1328 für Nierendorf, als dort zwei jüdische Brüder lebten. Ihren Höchststand erreichte die jüdische Bevölkerung um 1850, als sie 56 Köpfe zählte. Durch die Jahrhunderte wurde ihr Leben durch die Behörden stark eingeschränkt, bis sie im 19. Jahrhundert volle Bürgerrechte erhielten. Diese wurden ihnen unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft nach und nach wieder entzogen. Schließlich wurden sie in Konzentrationslager deportiert und ermordet, soweit sie nicht vorher hatten fliehen können. Die beschriebene Nachkriegszeit ist gekennzeichnet durch die Suche der wenigen Überlebenden nach ihren Angehörigen, durch jahrelange Verdrängung der schrecklichen Ereignisse der Nazi-Zeit und schließlich durch Versuche einer Wiedergutmachung. Zum Schluss des Buches folgen eine Beschreibung der jüdischen Friedhöfe und eine Liste aller Juden mit biographischen Angaben.

Die qualitativ sehr hochwertige und unter wissenschaftlichen Bedingungen vorgelegte Arbeit beeindruckt auch Bürgermeister Achim Juchem. „Mit Blick auf die Vielzahl der von Herrn Prothmann veröffentlichen Bücher stellt das aktuelle Werk ein tief beeindruckendes und weiteres wertvolles Dokument zur Heimatgeschichte unserer Gemeinde dar, wofür wir alle gar nicht dankbar genug sein können“, so Juchem, den die Lektüre nachhaltig gedanklich beschäftigt. Nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates ist die Gemeinde Herausgeber des Buches.

Alle Grundschulen der Grafschaft, alle weiterführenden Schulen und Büchereien im Kreis Ahrweiler und das Studienhaus St. Lambert erhalten ein kostenloses Exemplar. Sofern Vereine der Grafschaft dies wünschen, können sie ebenfalls ein kostenloses Exemplar im Rathaus anfordern.

Erhältlich ist das Buch im Grafschafter Rathaus in Ringen, Ahrtalstraße 5, zum Preis von 15 Euro. Der Erlös aus dem Verkauf des Buches soll zur Förderung von Projekten in der Grafschaft verwendet werden, die an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern.